Sicherheitsschuhe: neue Norm EN ISO 20345:2022

  1. Ab wann gilt die neue Norm EN ISO 20345:2022?
  2. Bedeutung der Änderung
  3. Überblick: was hat sich geändert
  4. Genau erklärt – was müssen Sie wissen
  5. Neue Einteilung der Schutzklassen
  6. Neue Zusatzanforderungen
  7. Orthopädischer Fußschutz
  8. So finden Sie die richtigen Sicherheitsschuhe

1. Ab wann gilt die neue Norm EN ISO 20345:2022?

Die neue Norm EN ISO 20345:2022 für Sicherheitsschuhe ist seit dem 30. Juni 2022 gültig. Die bisherige Norm EN ISO 20345:2011 war über viele Jahre gültig und hat sich in dieser Zeit nur minimal verändert. Nachdem es mittlerweile viele neue und verbesserte Materialien und auch Prüfverfahren auf dem Markt gibt war es Zeit für ein Update der alten Norm.

Es gibt jedoch eine Übergangsregelung für Sicherheitsschuhe, die nach der alten Norm EN ISO 20345:2011 zertifiziert sind. Sind die Sicherheitsschuhe schon auf dem Markt und ist deren Zertifikat noch gültig, müssen erst dann nach der neuen Norm zertifiziert werden, wenn das Zertifikat abgelaufen ist. Bis dahin dürfen auch Sicherheitsschuhe nach der alten Norm weiter getragen und verkauft werden. Die Baumusterprüfung hat eine Gültigkeit von 5 Jahren.

2. Bedeutung der Änderung

Das aller Wichtigste für Sie: Ihre Sicherheitsschuhe werden noch sicherer!

Die Änderungen der Norm EN ISO 20345:2022 bringen einige wichtige Neuerungen mit sich, die den Schutz von Füßen am Arbeitsplatz verbessern sollen. Durch strengere Anforderungen an Durchtrittsicherheit, Rutschfestigkeit, Wasserdurchtritt sowie Tragekomfort und Haltbarkeit wird sichergestellt, dass Sicherheitsschuhe den höchsten Standards entsprechen und Unfälle am Arbeitsplatz minimiert werden.

Keine Sorge, Sie dürfen und können Ihre Sicherheitsschuhe nach der alten Norm noch wie unter 1. beschrieben weiter tragen bis die neue Norm über alle Sicherheitsschuhe ausgerollt wurde. Hersteller von Sicherheitsschuhen müssen ihre Produkte in der kommenden Zeit nach der neuen Norm zertifizieren lassen.

3. Überblick – was hat sich geändert?

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Neue Prüfmethoden:

  • Rutschhemmung: Die neue Prüfmethode SRA ist deutlich strenger als die alte Methode SRC. Sicherheitsschuhe, die der neuen Norm entsprechen, bieten daher eine bessere Rutschhemmung auf nassen und glatten Böden.
  • Durchtrittsicherheit: Die neue Prüfmethode untergliedert erstmalig nach Durchtrittschutz aus Stahl und nicht-metallischen Materialien. Im zweiten Bereich wird mit 2 verschiedenen Nagelgrößen getestet.

Neue Kennzeichnungen:

  • Die Kennzeichnung der Sicherheitsschuhe wurde geändert und deutlich erweitert. Es gibt jetzt eine neue Einteilung für die verschiedenen Schutzklassen.
  • Die Symbole sind leichter zu verstehen und machen es einfacher, die richtigen Sicherheitsschuhe für den jeweiligen Einsatzbereich auszuwählen.
  • Wasserdichtigkeit/Wasseraufnahme: Es gibt jetzt neue Anforderungen an die Wasserdichtigkeit von Sicherheitsschuhen. So können Sie Schuhe mit vollständiger Wasserdichtigkeit leichter erkennen.

Zusätzliche optionale Anforderungen:

  • Leitergrip (LG): Sicherheitsschuhe können jetzt über einen besseren Leitergriff verfügen, um das Abrutschen beim Arbeiten auf Leitern zu verhindern.
  • Abriebfestigkeit von Überkappen (SC): Kennzeichnung als Zusatzanforderung
  • Kraftstoffbeständigkeit: Kennzeichnung FO als Zusatzanforderung
  • Orthopädische Sicherheitsschuhe: Unterteilung in drei Typen

 

4. Genau erklärt – was Sie wissen müssen

Rutschhemmung:

Bisher wurden die Kennzeichnungen SRA, SRB und SRC für die Rutschhemmung verwendet. Diese Bezeichnungen fallen bei der neuen Norm weg. Die Rutschhemmung ist nun eine Grundvoraussetzung und bedarf keiner eigenen zusätzlichen Kennzeichnung. Getestet wird dies nach dem bisherigen Verfahren der damaligen SRA Kennzeichnung (Rutschtest auf Keramikfließen mit Seifenlauge). Darüber hinaus ist ein weiterer Test möglich: Rutschtest auf Keramikfließen mit Glycerin. Dieser berechtigt zur Zusatzanforderung SR (SLIP RESISTANCE). Bei Schuhen bei welchen Aufgrund der Spezialanforderung (z.B. Spikes) ein Test nicht möglich ist wird mit Ø gekennzeichnet.

Durchtrittsicherheit:

Mit Einführung der neuen Norm lautet die neue Bezeichnung „Widerstand gegen Durchstich“. Aber nicht nur das hat sich geändert. Bisher wurde die Kennzeichnung P für alle Sicherheitsschuhe mit einer durchtrittsicheren Sohle verwendet und es gab auch keine Unterscheidung für Durchtrittschutz aus Stahl und nicht-metallischen Durchtrittschutz (z.B. Kevlar).  Man konnte also auch nicht auf den ersten Blick erkennen aus welchem Material der Durchtrittschutz besteht. Auch wird jetzt bei nicht-metallischem Durchtrittschutz mit 2 verschiedenen Durchmessern bei den Testnägeln getestet. Der geringere Durchmesser steht gleichzeitig für höhere Anforderungen an den Schutz.

Neue Norm:

P: Durchtrittschutz aus Stahl, Durchmesser Testnagel 4,5 mm, Druck mind. 1.100 Newton

PL: Durchtrittschutz aus nichtmetallischen Sohlen, Durchmesser Testnagel 4,5 mm, Druck mind. 1.100 Newton

PS: Durchtrittschutz aus nichtmetallischen Sohlen, Durchmesser Testnagel 3 mm, der Mittelwert aus vier Tests darf 1.100 Newton nicht unterschreiten

Wasserdichtheit:

Bisher konnte man wasserabweisendes Obermaterial an der Kennzeichnung WRU erkannt werden. Diese ist nun der Bezeichnung WPA (Water Penetration and Absorbation) gewichen. Die komplette Wasserdichtigkeit wird weiterhin mit dem Kürzel WR (Water Resistance) angezeigt.

Zusätzlich gibt es nun zwei neue Schutzklassen für wasserdichte Schuhe: S6 und S7.

S6: Schutzklasse 2 + zusätzliche Wasserdichtigkeit (WR)

S7: Schutzklasse 3 + zusätzliche Wasserdichtigkeit (WR)

Kohlenwasserstoffbeständigkeit (FO)

Die Kohlenwasserstoffbeständigkeit ist nach der neuen Norm eine Zusatzeigenschaft, bisher zählte diese zu den Basisanforderungen. An dieser Kennzeichnung erkennt man die Widerstandfähigkeit der Sohle gegen Kohlenwasserstoffe (z.B. Benzin, Öl). Sollten Schuhe in Zukunft für Umgebungen gefertigt werden, bei denen Kohlenwasserstoffe relevant sind, wird der FO zusätzlich angeboten.

Leitergrip (LG)

Auch in der neuen Norm ist der Test auf Trittsicherheit auf Leitern nicht zwingend, sondern eine Zusatzeigenschaft. Wurden Sicherheitsschuhe auf Leitergrip erfolgreich getestet erkennen Sie dies am Zusatz LG.

Überkappenabrieb (SC)

Einige Modelle zeichnen sich auch heute schon durch eine Überkappe an den Zehen aussen aus. Nun erkennen Sie dies an der Kennzeichung SC (Scuff Cap). Durchgeführt wird der Martindale-Abriebtest, danach darf die Überkappe keine Löcher durch die ganze Dicke aufweisen.

Um eine noch höhere Wasserdichtigkeit zu erreichen bieten verschiedene Hersteller Jacken mit Membrane wie GORE-Tex® oder hauseigenen Membranen an. Bei diesen Jacken sind die neben der Membrane auch die Nähte thermisch verbunden um ein Wassereindringen zu vermeiden. Membrane stehen aber auch für eine gute Atmungsaktivität. Hier gilt allerdings zu beachten, dass diese Atmungsaktivität bei Temperaturen unter 15° ihre beste Wirkung entfaltet, darüber ist diese eingeschränkt.

5. Neue Einteilung der Schutzklassen

Bei der Norm EN ISO 20345:2011 waren die Schutzklassen SB – S5 angegeben. Durch die neue Norm EN ISO 20345:2022 erhöhen sich die Schutzklassen auf SB – S7. Auch schon bisher konnte die Klasse S1 zusätzlich mit einem Durchtrittschutz versehen werden und dann als S1P gekennzeichnet werden. Diese „Aufstockung“ bleibt erhalten, allerdings wie oben genannt nach den neuen Anforderungen an den Widerstand gegen Durchstich: S1P, S1PL, S1PS.

Die Schutzklassen S3, S5 und S7 weisen bereits in den Standardanforderungen einen Widerstand gegen Durchstich auf (wie bisher schon S3 und S5). Natürlich soll aber auch bei diesen Modellen auf den ersten Blick erkannt werden welcher Durchtrittschutz verwendet wurde.

Dies passiert mit den zusätzlichen Kennzeichnungen L (Large = großer Nagel) und S (Small = kleiner Nagel).

Am Beispiel von S3 Sicherheitsschuhen ergeben sich dann 3 „Stufen“:

S3: Sicherheitsklasse S3 mit Durchtrittschutz aus Stahl

S3L: Sicherheitsklasse S3 mit Durchtrittschutz nicht-metallisch mit großem Nagel

S3S: Sicherheitsklasse S3 mit Durchtrittschutz nicht-metallisch mit kleinem Nagel

Die Unterteilung der Klassen S5 und S7 erfolgt analog.

Kennzeichnung Stiefel:

6. Neue Zusatzanforderungen

Im Zuge der Aktualisierung der Norm wurden die Zusatzanforderungen an Sicherheitsschuhe von 12 auf 18 erhöht. Anhand der zusätzlichen Bezeichnung erkennen Sie ganz einfach den für Sie richtigen Schuh.

7. Orthopädischer Fußschutz

Auch für orthopädisch zugerichtete Sicherheitsschuhe z.B. Schuhe für Einlagenversorgung erfolgt eine neue Einteilung. Weiterhin zu erkennen sind Arbeitsschuhe, die dafür geeignet sind an der DGUV-112-191.

Typ 1: Sicherheitsschuhe mit orthopädischen Einlegesohlen

Getestet werden Einlegesohlen und Zehenschutz und bei Bedarf gibt es Tests zu den Zusatzanforderungen

Typ 2: Modifizierte Sicherheitsschuhe

Diese Schuhe können im Gegensatz zu Typ 1 im Laufsohlenbereich zugerichtet werden, auch Kombinationen aus Typ 1 und Typ 2 sind möglich. Getestet wird: Trennkraft zwischen Schuhoberteil und Sohle, Zehenschutz, Rutschhemmung, Laufsohle und je nach Zusatzanforderung.

Typ 3: Maßgefertigte Sicherheitsschuhe

Diese Sicherheitsschuhe müssen allen Grundanforderungen und die gewünschten Zusatzanforderungen erfüllen.

8. So finden Sie den richtigen Sicherheitsschuh

Die Auswahl des richtigen Sicherheitsschuhs sollte gut überlegt getroffen werden. Neben den betrieblichen Anforderungen z.B. Arbeit im Kalten, bei Nässe, Schnittschutz müssen diese noch weiteren Bedürfnissen gerecht werden. Hier stellen sich unter anderem Fragen wie „Welche Sohle ist am besten geeignet“ oder „Welches Material ist das beste für Ihr Arbeitsgebiet“. Gerne berät Sie das Expertenteam von Theobald Arbeitsschutz ganz individuell.

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