- Wann benötige ich einen Sicherheitsschuh für Elektriker?
- Sind ESD-Schuhe für Elektriker geeignet?
- Durchgangswiderstand bei Elektrikerschuhen
- Welcher Elektrikerschuh ist der richtige für mich?
Wann benötige ich einen Sicherheitsschuh für Elektriker?
Die Frage, wann Sicherheitsschuhe bei der Ausübung einer Tätigkeit verpflichtend sind, lässt sich relativ einfach beantworten. Laut § 5 Arbeitsschutzgesetz muss der Arbeitgeber die möglichen Gefahren am Arbeitsplatz durch eine Gefährdungsbeurteilung feststellen. Aus dieser Beurteilung lässt sich dann schließen ob und welche notwendigen Schutzmaßnahmen z.B. Sicherheitsschuhe bereitzustellen sind. Die Bereitstellung erfolgt kostenfrei durch den Arbeitgeber, da der Fußschutz der PSA (Persönlichen Schutzausrüstung) zuzuordnen ist.
Im Falle eines Elektrikers sind entsprechende Spezialschuhe für Elektriker dann notwendig, wenn ein elektrischer Schlag, ob durch spannungsführende Teile oder Maschinen, nicht ganz auszuschließen ist.
Wenn Sie Unterstützung bei der Gefährdungsbeurteilung benötigen können Sie sich an Ihre zuständige Berufsgenossenschaft (BG) oder die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) wenden. Letztere regelt in der DGUV 112-191 die Benutzung von Fuß- und Knieschutz im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung.
Sind ESD-Schuhe für Elektriker geeignet?
Diese Frage muss auf jeden Fall im Einzelfall beantwortet und im Kontext betrachtet werden, denn nicht alle Elektriker üben die gleichen Tätigkeiten aus. Daher ist vor der Frage welche Art von Sicherheitsschuhen oder ob gar ESD-Schuhe für Elektriker geeignet sind, die Frage nach dem Arbeitsgebiet zu klären.
Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass alles, was Strom benötigt, in das Tätigkeitsfeld von Elektrikern fällt, sowohl die elektrotechnische Einrichtung von Gebäuden, die Stromversorgung, die Installation elektronischer Geräte oder aber die Instandhaltung und Verkabelung verschiedener Anlagen oder gar Smart Homes.
ESD (electrostatic discharge) Schutzkleidung und somit auch ESD-Schuhe sind spezielle Schutzkleidung, um vor allem Bauteile und Geräte vor elektrostatischer Entladung und einem dadurch möglichen Schaden zu schützen. Fast jeder kennt es, man fasst an eine Türklinke oder einen anderen Menschen und bekommt einen kleinen Schlag. Dies ist eine elektrostatische Entladung, die durch vorherige Aufladung des Körpers z.B. durch Reiben der Arme am Körper oder Schuhsohlen am Boden entsteht.
Für den Menschen ist dieses Ausmaß ungefährlich, nicht jedoch für sensible elektronische Bauteile. ESD-Kleidung und Schuhe werden demnach vor allem im Bereich der Elektronikfertigung eingesetzt, um empfindliche elektronische Geräte wie Laser oder Mikrochips während des Fertigungsprozesses vor elektrostatischer Entladung zu schützen, indem durch die speziellen ESD-Produkte bereits die Aufladung verhindert wird. Auch im Laborbereich wird ESD ein immer größeres Thema, da die heutigen Laborgeräte mit vielen elektronischen Bauteilen ausgerüstet sind, die bereits bei geringen Spannungen Schäden durch Entladung davontragen. Auch bei der Arbeit mit entflammbaren Substanzen oder Dämpfen ist die Gefahr von elektronsicher Entladung nicht zu unterschätzen. Einige Substanzen reagieren empfindlich auf diese Entladungen, was zu Bränden und Explosionen führen kann.
Abschließend lässt sich festhalten, dass ESD-Schutzausrüstung in der Regel für den Schutz des Bauteils und nicht für den Schutz des Trägers von unabdingbarer Wichtigkeit ist.
Durch seine ableitfähigen Eigenschaften ist ein ESD-Schuh aber nicht isolierend, sie bieten also keinen Schutz vor Stromschlägen. Beim Einsatz mit Strom ist das Hauptaugenmerk zu vermeiden, dass ein Stromfluss über den menschlichen Körper erfolgt. Sollten Elektriker je nach ihrem Aufgabenfeld dem Risiko eines elektrischen Schlags ausgesetzt sein ist ein ESD-Schutz bzw. ESD-Sicherheitsschuhe nicht ausreichend.
Durchgangswiderstand bei Sicherheitsschuhen
Noch etwas besser erklären lässt sich die Thematik der Sicherheitsschuhe für Elektriker, wenn man sich die entsprechenden Durchgangswiderstände der verschiedenen Zusatzanforderungen für Sicherheitsschuhe genauer ansieht.
Wie wir schon im Blogartikel „Sicherheitsschuhe: neue Norm EN ISO 20345:2022“ erfahren haben, gibt es neben den geläufigen Schutzklassen auch noch eine ganze Reihe an Zusatzanforderungen für Sicherheitsschuhe. Bei der Auswahl der richtigen Sicherheitsschuhe für Elektriker sind diese Zusatzanforderungen speziell zu betrachten, denn sie sagen etwas über den Durchgangswiderstand des jeweiligen Schuhs aus.
Die Einteilung des Durchgangswiderstands bei Sicherheitsschuhen erfolgt folgendermaßen:
- Elektrisch leitfähige Schuhe (Kennzeichnung C)
Diese verfügen über den geringsten Durchgangswiderstand mit unter 100 Kiloohm und kommen zum Einsatz, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags durch ein elektrisches Gerät oder spannungsführende Teile sich vollkommen ausschließen lässt. Die elektrostatische Aufladung soll so schnell wie möglich verhindert und abgeleitet werden.
- Antistatische Schuhe (Kennzeichnung A)
Diese Schuhe haben einen mittleren Durchgangswiderstand von 100 Kiloohm bis zu 1 Gigaohm und werden genutzt, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags durch ein elektrisches Gerät oder ein spannungsführendes Teil sich nicht komplett ausschließen lässt. Die elektrostatische Aufladung soll vermindert und abgeleitet werden.
- Isolierende Schuhe (Kennzeichnung I)
Der Durchgangswiderstand beträgt bei diesen Modellen mindestens 1 Gigaohm und wird genutzt, wenn die Gefahr eines elektrischen Schlags besteht. Die speziell isolierende Sohle schützt somit vor elektrischen Schlägen.
Auch die Norm EN ISO 50321 gibt Auskunft über die Arbeiten unter Spannung und isolierende Schuhe. Der Schutz unterscheidet sich zwischen AC-Bereich (maximal Schutz bis 36 000 V) und DC Bereich (maximal Schutz bis 25 500 V).
Neben der eben genannten Norm und Kennzeichnung bietet der Hersteller COFRA® Sicherheitsschuhe speziell für Elektriker mit einem hohen elektrischen Widerstand der Unterseite:
Kennzeichnung Sicherheitsschuhe Durchgangswiderstand
Zu beachten ist, dass auch der Schutz von isolierenden Schuhen unter bestimmten Einflüssen vermindert oder sogar komplett nicht gegeben sein kann. Ein häufiger Tragefehler ist Wasser / Nässe, denn sobald das Schuhmaterial feucht ist, kann der Schutz stark beeinträchtigt sein. Auch die Pflege der Sicherheitsschuhe für Elektriker laut Herstellerangaben ist unglaublich wichtig. Sind die Schuhe mit Farbe oder Flüssigkeiten wie Öl verschmiert kann die Isolationsleistung leiden.
Welcher Sicherheitsschuh ist der richtige für mich?
Wie schon Eingangs festgehalten muss diese Frage auf jeden Fall individuell für jede Tätigkeit beantwortet werden unter Berücksichtigung des Arbeitsbereichs und vor welchen Gefahren ein Schutz notwendig ist. Unabhängig vom Durchgangswiderstand sind Sicherheitsschuhe im Elektrikerumfeld prinzipiell immer ein Sekundärschutz! Weiter lässt sich festhalten, dass ESD-Schuhe ein Schutz für Elektriker sei ein weit verbreiteter Irrglaube ist. Persönliche Schutzausrüstung mit ESD-Ausstattung dient vor allem dem Schutz der Bauteile und schützt nicht vor einem Stromschlag! Sollten Sie in Ihrer Tätigkeit vermehrt mit dem Schutz von Bauteilen und Geräten zu tun haben können ESD-Schuhe eine gute Wahl sein.
Der Einsatz von isolierenden Arbeitsplatzmatten ist bei einigen Arbeiten Gang und Gebe und kann dann mit antistatischen Sicherheitsschuhen der Klassen S1, S2, S3, S4, S4, S6 bereits für einen ausreichenden Schutz sorgen. Solange keine weitere Zusatzkennzeichnung bei den verschiedenen Sicherheitsklassen angegeben ist, sind die Modelle immer mit antistatischer Ausstattung:
Nach der Klärung der Frage, ob ein isolierender Schuh zum Einsatz kommen muss, sollten sich die weiteren Anforderungen an den Schuh genauer angesehen werden. Benötigen Sie eine durchtrittsichere Sohle oder eine Zehenschutzkappe? Sind Sie vermehrt Nässe und Regen ausgesetzt? Auf welchem Boden bewegen Sie sich überwiegend und welche Sohle ist dafür am besten geeignet?
Die Auswahl des richtigen Sicherheitsschuhs gestaltet sich unter Umständen nicht ganz so einfach. Kontaktieren Sie daher gerne unsere Arbeitsschutzexperten von Theobald Arbeitsschutz für eine kompetente und umfassende Produktberatung.
Über die Autorin
Laura Sichinger, Geschäftsführerin Theobald Arbeitsschutz, Wirtschaftsjuristin
Laura Sichinger hat bereits mehr als 8 Jahre Erfahrung im Bereich Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit. Im Theobald Arbeitsschutz Blog teilt sie ihr Fachwissen und gibt tiefere Einblicke in das Thema Arbeitskleidung und Arbeitsschutzkleidung.